Der klimafreundliche Garten: So geht´s!
Das vorliegende Buch „Der klimafreundliche Garten: So geht´s!“ ist 2023 erstmalig im Quelle & Meyer Verlag Wiebelsheim erschienen. Es versteht sich selbst als Praxishandbuch, das praxisnahe Tipps zur Gestaltung eines klimafreundlichen Gartens geben möchte. Als solches kann es im Schulunterricht, insbesondere in den Fächern Biologie oder Schulgarten der höheren Schulformen Anwendung finden. Darüber hinaus könnte es sich für den Einsatz im Ganztagsunterricht oder Offenen Unterricht eignen, in dem Platz für Unterrichtsgänge oder Arbeitseinsätze ist. Auch Lehrkräften und pädagogischen Mitarbeiter:innen, die in diesen Feldern tätig sind, kann es zur Recherche dienen. Die Seiten 207 bis 211 setzen sich spezifisch mit der Umsetzung im Schulgarten auseinander.
Lernziele und Kompetenzen
Das Werk kann für die Vorbereitung des Unterrichts im Fach Schulgarten genutzt werden. Während Schulgarten als Unterrichtsfach noch in Sachsen, Thüringen und Bayern fest im Lehrplan der Grundschulen verankert ist, arbeiten die übrigen Bundesländer mit engen Verweisen auf das Anlegen und die Arbeit im Schulgarten im Fach Sachunterricht. Auch fächerübergreifend bieten sich viele Anknüpfungsmöglichkeiten. In der weiterführenden Schule findet sich Schulgarten als Fach gar nicht, d.h. es wird ausschließlich mit engen Verweisen gearbeitet, die sich zur Biologie, Geographie, Deutsch oder auch zum Fach Kunst aufbauen lassen. Übergeordnet lassen sich beispielsweise Aspekte einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) sowie des außerschulischen und handlungsorientierten Lernens bedienen. So könnten beispielsweise anhand der Erklärungen des Buches zum Thema Boden und Humus die Bedeutung des Bodens für die Ernährungssicherung der Menschen und die Erhaltung der Biodiversität erarbeitet werden. Im Buch finden sich dazu ferner Gestaltungsvorschläge für Zier- und Nutzgärten. Auch traditionelle und moderne Methoden zur Verbesserung der Bodenqualität, wie zum Beispiel Terra Preta oder Permakultur finden sich darunter. Darüber hinaus spielt die titelgebende Klimafreundlichkeit eine bedeutende Rolle, die sich auch in den curricularen Vorgaben niederschlägt. Wenn die Schüler:innen die Entstehung des anthropogenen Klimawandels erarbeiten und (regionale) Maßnahmen zur Anpassung sowie Vermeidung der Erscheinungen entwickeln sollen, empfehlen sich die im Buch aufgegriffenen Themen der Fassaden- oder Dachbegrünung. Beides hat großen Einfluss auf das Mikroklima in urbanen und ländlichen Räumen. Auch das Binden von Wasser im Boden oder die Beschattungsfunktion bestimmter Pflanzen spielen dabei eine große Rolle und können im Unterricht als Good-Practise-Beispiele aufgegriffen und selbst auf dem Schulgelände angelegt werden.
Aufbau und Analyse des Buches
Das Buch verfügt über ein Taschenbuchformat und einen Hardcover-Einband. Es steigt mit einer Titelseite ein, auf die das Impressum folgt. Daran schließt sich das Inhaltsverzeichnis an, in dem die 20 inhaltlichen Kapitel zu finden sind. Gerahmt werden die Ausführungen durch ein Vorwort und eine Danksagung sowie den Bildnachweis am Ende des Buches. Die Seiten kombinieren verschiedene Strukturelemente miteinander. Neben den zweispaltigen Texten finden sich Einschübe, die besondere Personen, Projekte oder hilfreiche Tipps zur Verfügung stellen. In der Regel sind diese gelb unterlegt und zeigen am Ende einen Tipp zum Weiterlesen oder eine Adresse zum Nachfragen auf. Ein weiteres Element sind die Tabellen, die wesentliche Informationen knapp zusammenstellen. Auch Bilder fügen sich in das Gesamtbild ein und illustrieren die Ausführungen.
Das Buch setzt inhaltlich einige Schwerpunkte, die sich zwar nicht in den Kapitelüberschriften wiederfinden, aber dennoch übergeordnet behandelt werden. Dazu zählen neben den angesprochenen Themen Boden und Humusbildung die Bodenbearbeitungstechnik Terra Preta, Aspekte der Beeinflussung des Mikroklimas wie z.B. Beschattung, Aufbrechen von Steingärten und Rasenflächen zugunsten insektenfreundlicher Gewächse, die Trocken- und Hitzebeständigkeit des Gartens sowie Aspekte der Fassadenbegrünung. Zugleich werden durchgehend Leuchtturmprojekte gewürdigt, erläutert und in ihrer Entstehung beleuchtet. Insgesamt liegt der Schwerpunkt auf dem Klimaschutz und der Klimafreundlichkeit der Gärten, wie der Titel bereits verrät.
Für den Schulkontext sind neben den inhaltlichen Ausführungen die Darstellungen zum Lernort Schulgarten und zu den Erlebnisorten spannend, zu denen botanische Gärten, Schaugärten oder Forschergärten gezählt werden können.
Reflexion
Die Analyse der Seiten des Buches hat bereits vor Augen geführt, dass diese abwechslungsreich, bunt und vielfältig gestaltet sind. Besonders gut gelungen sind die ansprechenden Bilder und die tabellarischen Übersichten, die ein schnelles Entnehmen der Informationen und ein „Hineindenken“ in den jeweiligen Sachverhalt ermöglichen. Die genannten Strukturelemente lassen sich zu diesem Zweck ebenfalls gut in Lehr-Lern-Settings einbinden. Im Fortgang soll reflektiert werden, inwieweit sich die Inhalte des Buches auf den schulischen Kontext übertragen und einbetten lassen.
Unter dem Schwerpunkt Boden wird im Buch mit dem Titel „Alles beginnt mit dem Boden“ plakativ die besondere Stellung dieses sensiblen Elementes dargelegt. Die Schüler:innen erwerben grundlegende Kenntnisse über die Beschaffenheit von Böden, ihre Bedeutung für Pflanzenwachstum und ökologische Zusammenhänge. Im Fach Sachunterricht könnte beispielsweise mit einer Einführung in verschiedene Bodenarten wie Sand, Lehm und Ton begonnen werden. Dabei würden die unterschiedlichen Eigenschaften und Bestandteile der Bodenschichten (Oberboden, Unterboden, Untergrund) deutlich. Für Kinder dieser Altersstufe sind zudem die Vielfalt der Bodenlebewesen und deren Bedeutung für den Boden sehr interessant. Dazu eignen sich die Seiten zu Regenwürmern. Ein Zerlegen von einzelnen Bodenproben in Einzelteile oder die Beobachtung von Boden unter dem Mikroskop bieten handlungsorientierte Zugänge und Ergänzungen. Auch direkte praktische Aktivitäten, wie das Umgraben einer Fläche oder das Anlegen von Gemüsebeeten bereitet den Lernenden viel Freude.
In der weiterführenden Schule sollten in Abhängigkeit vom Unterrichtsfach individuelle Akzente gesetzt werden. So wird das Thema Boden im Fach Biologie behandelt, wobei neben den Aspekten der Bodenbildung und den Bodenlebewesen vor allem die Nährstoffkreisläufe im Boden und die ökologischen Zusammenhänge im Vordergrund stehen. Aufbauend auf den in der Grundschule erworbenen Kompetenzen werden verschiedene Nutzungsformen von Böden wie landwirtschaftliche Nutzung, Bebauung oder Waldflächen beleuchtet. Insbesondere die Auswirkungen der Bodennutzung auf das Ökosystem und die Bedeutung des Bodenschutzes sollten dabei im Vordergrund stehen sowie Maßnahmen zur Verbesserung thematisiert werden. Im Buch könnten dazu die Seiten zur Umgestaltung von Schottergärten oder Insektenfreundlichkeit von Beeten dienen, die umfangreiche Anregungen bieten. Das Fach Erdkunde betrachtet Böden aus geographischer Perspektive, ihre Entstehung, Verbreitung sowie deren Eigenschaften und Nutzung. Bodenbildende Faktoren, wie Klima, Gestein, Vegetation und Zeit beeinflussen die Entstehung von Böden. Mithilfe der Bilder im Buch, z.B. zum Humus, können die Lernenden erörtern, wie sich Böden im Laufe der Zeit entwickeln. Auch mit Blick auf Klimaschutz bietet die geographische Perspektive spannende Anknüpfungspunkte für den Unterricht. So thematisiert das Buch Inhalte wie Trocken- und Hitzebeständigkeit oder Fassadenbegrünung, die im Zuge des globalen anthropogenen Klimawandels eine zunehmend wichtigere Bedeutung tragen werden.
Besonders hervorzuheben sind die Erlebnisorte für den Schulkontext wie der Garten Tulln, der zugleich Schul- und Forschergarten ist. Derartige Projekte ermöglichen außerschulisches Lernen, originale Begegnung und handlungsorientierte Zugänge, bei denen die Lernenden direkt mit dem Gelernten in Berührung kommen und selbst erproben können. Auch die Ausführungen zum Lernort Schulgarten sind zielführend. Insgesamt fallen die direkt schulbezogenen Inhalte jedoch recht knapp aus. Die Bilder sind teilweise sehr inszeniert und wirken unnatürlich sowie platzhaltend. Dennoch bieten sich für Lehrer:innen ansprechende Anhaltspunkte.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass das Buch umfassend über klimafreundliche Gärten berichtet. Bunt bebildert bietet es Hobbygärtner:innen wie Lehrpersonen gute Anhaltspunkte für die direkte Umsetzung. Letztgenannte können die Themen gut in ihren Unterricht integrieren, egal welches Fach sie lehren. Auch für außerschulisches Lernen hält es Einiges bereit.
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